Heinrich
Schlosser
1780 –
1851 Wohin ich meines Geistes Blicke kehre,
Gewahr ich
Wahnwitz, Lug und arges Sinnen;
Sein Haupt erhebt Verrat, es
flieht von hinnen
Verbannt die Tugend und
verbannt die Ehre.
Und trifft sich einer, der sich
frei bewähre
Von Schuld und rein von
frevelndem Beginnen,
So birgt er lang den Schmerz im
Herzen drinnen,
Und keiner wagt’s, dass er den
Sturm beschwöre.
Mit kühnem Frevel steht
kleinmüt’ges Zagen
Im Bunde so, dass weinen muß
von Herzen,
Wer hängt am Vaterland mit
frommem Glauben.
Doch beugt das Strafgericht
nicht eitles Klagen,
Schon naht’s und wird, nicht
achtend unsrer Schmerzen,
Uns Vaterland, Wort, Glaub’ und
Ehre rauben.
Heinrich
Schlosser
1780 –
1851 Wann jenes Tags wird durch die Grüfte schallen
Der Tuba Ruf, der rings mit
Donners Kraft
Die Schläfer weckt, dass sich
der Gruft entrafft,
Was längst gehaust in finstern
Todeshallen:
Dann werden alle hin zur
Richtstatt wallen,
Zum Spruche hin, der Gute neu
erschafft
Und Schlechte bannt in ew’ge
Höllenhaft,
Und der sein Recht giebt
jeglichem und allen.
Frohlocken wird und Wehelaut
ertönen,
Wie rechts und links sich dann
die Scharen scheiden,
Die hier zur Pein zieh’n, dort
zum ew’gen Lohne:
O, stell uns gnädig dir zur
rechten Seiten,
Barmherz’ger Herr, sieh uns’rer
Neue Thränen
Mit Huld an und, gerechter
Richter, schone!